Kloß im Hals?

Kloß im Hals?

Schilddr-se

Erkrankungen der Schilddrüse sind weit verbreitet – bei Mensch und Tier. An welche Pathologien Sie bei welchem Patient als Erstes denken sollten und warum auch Tierärzte selbst gefährdet sind, haben wir zum Weltschilddrüsentag einmal für Sie zusammengestellt.

Das Organ

Die Schilddrüse liegt im Halsbereich beiderseits der Speiseröhre nahe des Kehlkopfes. Sie spielt durch ihre Hormonproduktion eine zentrale Rolle im Gesamtstoffwechsel, weswegen Erkrankungen der Schilddrüse bei allen Tierarten sowie beim Menschen eine große Bedeutung haben und sich unter anderem aufs Wachstum, die Zelldifferenzierung und die Herztätigkeit auswirken. Das Organ ist sehr gut innerviert und durchblutet und hat ein hohes Regenerationsvermögen inne.

 

Endokrinologische Bedeutung

T3 (Trijodthyronin) und seine Vorstufe, T4 (Thyroxin), stellen die diagnostisch relevanten Schilddrüsenhormone dar. Beide liegen größtenteils als gebundene Form im Blut vor. Das gebundene T3 bildet so einen Hormonspeicher, aus dem rasch benötigte Mengen freigesetzt werden können. Das freie T3 (fT3) ist im Körper wirksam, während T4 als Prohormon fungiert, obwohl seine eigenständige Wirkung noch diskutiert wird.

Die Hormonproduktion der Schilddrüse unterliegt der Steuerung der Hypophyse. Kommt es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen im Blutkreislauf und sinken somit die Hormonspiegel unter den Normwert, setzt die Hypophyse TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) frei. So wird die Hormonproduktion der Schilddrüse wieder angeregt. Hierbei unterliegt die Hypophyse weiterhin dem Hypothalamus, welcher mithilfe TRH (Thyreotropin releasing Hormone) die TSH-Freisetzung reguliert.

 

Schilddrüsenerkrankungen

Erkrankungen der Schilddrüse wirken sich häufig auf die produzierte Hormonmenge aus – somit unterscheidet man die Hyper- und Hypothyreose. Beide können unterschiedliche Ätiologien haben. Je nach Tierart sind unterschiedliche Schilddrüsenpathologien häufig.

 

Zu wenig…

Bei der Hypothyreose unterscheidet man unterschiedliche Formen: Die primäre Hypothyreose wird bedingt durch eine Atrophie des Schilddrüsengewebes aufgrund unter anderem einer Entzündung oder eines Mangels an Selen, Zink oder Iod. Sekundäre und Tertiäre Hypothyreosen sind begründet durch die gestörte, übergeordnete Steuerung durch Hypophyse resp. Hypothalamus. Weiterhin unterscheidet man euthyreot erkrankte Tiere, bei denen nicht direkt die Schilddrüse erkrankt ist, sondern eine andere Erkrankung die Hormonproduktion unterdrückt. Hierbei spricht man von NTI (non thyroidal illness). Zu guter Letzt stellt die autoimmune Thyreoiditis die wahrscheinlich häufigste Hypothyreose dar.

Häufige Symptome umfassen bei der Schilddrüsenunterfunktion Müdigkeit und Gewichtszunahme bei verringertem Appetit, aber auch Hautveränderungen wie Alopezie, Verdickung und Verhornung von Hautarealen und frühzeitige Alterung. Sehr häufig gehen diese Symptome einher mit Verhaltensauffälligkeiten. Hierbei sind Stumpfsinnigkeit und frühzeitige Senilität zu beachten. Aufgrund der zentralen Rolle der Schilddrüse sind die Symptome häufig mannigfaltig und unspezifisch. So können alle Organsysteme des Tieres betroffen sein.

 

…oder zu viel

Die Hyperthyreose ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung der Katze. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um benigne, adenomatöse, multinoduläre Hyperplasien beider Schilddrüsenlappen. Symptomatisch stehen hierbei die Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund, wenngleich auch die Schilddrüsenüberfunktion weitreichende Auswirkungen auf sämtliche Organsysteme haben kann. Besitzern fällt auf, dass betroffene Tiere nervös, ängstlich und/oder aggressiv sind. Damit einher geht meist ein fortschreitender Gewichtsverlust bei gleichbleibendem Appetit. Weiterhin sind auch bei Hyperthyreose dermatologische Symptome, wie Alopezie und Seborrhoe, sowie ophthalmologische, renale und kardiovaskuläre Symptome möglich.

 

Knoten und Tumore

Das Schilddrüsenadenom ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung des Pferdes. Gekennzeichnet als vergrößerte, tastbare, unilaterale Schwellung des Larynx ist sie vor allem bei älteren Pferden auffindbar. Zumeist sind diese Adenome nicht funktionell, sodass sie keine Endokrinopathie begründen und nur selten therapiert werden müssen.

Karzinome, welche invasiv als Primärtumoren im Halsbereich wachsen und relativ häufig streuen sind die bei Hund und Katze häufiger diagnostizierten Schilddrüsentumore. Sie stellen bis zu 4% aller bei Hund und Katze diagnostizierten Neoplasien dar, 30-40% von ihnen sind bei Diagnosestellung bereits metastasiert. Adenome werden aufgrund ihrer geringen Größe und fehlenden Auswirkungen kaum diagnostiziert.

 

Risiko für Tierärztinnen

Beim Menschen sind Schilddrüsenerkrankungen eine häufige Diagnose. Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland bildet im Laufe seines Lebens mindestens eine Schilddrüsenveränderung aus und die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Die Klinik, Symptome und Therapie sind hierbei mit denen der Tiere zu vergleichen. Erwähnenswert ist hierbei der sogenannte Kropf (Struma), welches sich am häufigsten aufgrund von Iodmangel bilden kann. Oft bleibt es lange undiagnostiziert, da es klein genug ist, keine lokalen Symptome auszulösen. Über die Zeit kann es allerdings groß genug werden, Atem- oder Schluckbeschwerden auszulösen. Auch Schilddrüsenunter- und -überfunktionen sind weit verbreitet.

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Schilddrüsenerkrankung. Frauen erkranken etwa sechs- bis achtmal häufiger, als Männer. Stress und hohe psychische sowie physische Belastung erhöhen das Risiko weiter und auch Röntgenstrahlung kann dazu beitragen, Schilddrüsentumore auszubilden.

Während die Symptome vergleichbar mit denen der tierischen Patienten sind, gibt es einige Warnzeichen, auf die Frau achten sollte: Ungewöhnliche Müdigkeit, Zittern und Frieren, Gewichtszunahme, aber auch unregelmäßige Perioden können Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Überfunktionen machen sich bemerkbar durch Hitzesymptome wie übermäßiges Schwitzen, aber auch Herzrasen und ungewöhnliche Gewichtsabnahme.

Deshalb gilt: Achten Sie auf sich und Ihre Mitarbeiter und nehmen Ihre Symptome genau ernst, wie diese Ihrer Patienten. Schützen Sie sich z.B. physisch mithilfe Schilddrüsenschutz bei radiologischen Untersuchungen, aber seinen Sie auch offen und aufmerksam bei übermäßigem Stress, psychischer Belastung und mentaler Unausgeglichenheit. Ein gutes Team macht glücklich im Beruf – und hält in diesem Fall sogar gesund.

 

Autor: Dr. med. vet. Sabrina Thomeczek

 

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Deutsches Schilddrüsenzentrum, Stolberger Str. 114 a, 50933 Köln

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